Die 131 Volkshochschulen in NRW beschäftigen sich seit vielen Jahren mit Nachhaltigkeit. Entsprechende Themen haben im Angebot und in den Strukturen der Volkshochschulen inzwischen einen festen Platz. Mit der Novellierung des nordrhein-westfälischen Weiterbildungsgesetzes ist BNE seit 2022 zudem „im Pflichtangebot der Volkshochschulen verankert worden“ (Maschner, 2023). Ziel ist es, BNE auf alle Programmbereiche auszuweiten und als ein grundlegendes Prinzip der Bildungsarbeit zu etablieren. Die Volkshochschulen gehen diese Herausforderung gemeinsam an und werden dabei unterstützt von ihrem Landesverband.
„Das BNE-Projekt des Landesverbands ist ein Katalysator für die vhs-Community in NRW. Es unterstützt die Volkshochschulen dabei, über ihre Bildungsangebote hinaus die nachhaltige Entwicklung mitzugestalten. Als kommunale BNE-Zentren können Volkshochschulen in den Transformations-prozessen vor Ort eine zentrale Rolle spielen. Gemeinsam bringen wir so unsere Kommunen voran.“
(Dr. Marie Batzel, Leiterin der vhs Köln und Vizepräsidentin des Landesverbands)
Das BNE- und Nachhaltigkeitsprojekt im Landesverband:
vhs als kommunale Werkstätten für nachhaltige Entwicklung.
Transformation gemeinsam lokal gestalten.
Das Projekt fördert die Volkshochschulen auf unterschiedlichen Ebenen: Auf der Mikroebene liegen Maßnahmen, durch die BNE und Nachhaltigkeit in unterschiedlichen Programmbereichen und Organisationsstrukturen gestärkt werden. Auf der Mesoebene finden Aktivitäten statt, die lokale Vernetzungen und Kooperation befördern. Auf der Makroebene sind Aktivitäten verortet, die eine landesweite Etablierung der Volkshochschule als zentraler Nachhaltigkeitsakteur befördern.
Das Projekt wird seit Mai 2023 durch die Fach- und Koordinierungsstelle BNE in der Geschäftsstelle des Landesverbands durchgeführt. Bei der Umsetzung ist stets die eigens etablierte Facharbeitsgruppe BNE beteiligt, die sich aus vhs-Mitarbeitenden mit besonderer Expertise im Feld der Nachhaltigkeit und BNE zusammensetzt. Kooperationspartner sind grundlegend in die Projektaktivitäten eingebunden. Das Projekt wird gefördert durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen.
Fakten zum Projekt
Laufzeit:
- Mai 2023 bis Mai 2025
Förderer:
Kooperationspartner:
Handlungsziele:
- Aufbau und Etablierung der Fach- und Koordinierungsstelle BNE im Landesverband
- Begleitung der Volkshochschulen bei einer Organisations- und Programmentwicklung mit klarem BNE-/Nachhaltigkeitsbezug inkl. der Qualifizierung von vhs-Personal
- Erschließung relevanter Netzwerke und Etablierung von Partnerschaften auf Landes- und Kommunalebene
- Stärkung der Volkshochschulen in ihrer Rolle als kommunale BNE Zentren
Zielgruppen:
- Volkshochschulen und ihr Personal
- Zivilgesellschaftliche Organisationen
- Bürger*innen
- Kommunalverwaltungen
Produkte:
- Workshops zur Weiterbildung und Strategieentwicklung
- Positionspapiere, Vorlagen, Analysetool
- Veranstaltungsformate zur Förderung von Vernetzung und Kooperation
- Fach- und Infoveranstaltungen
- Pilotierung innovativer Lernformate an Volkshochschulen und Verbreitung guter Praxis
- Etablierung und Begleitung beratender Gremien und Arbeitsgruppen
- Öffentlichkeitswirksame Beiträge wie Interviews, Webauftritt, Printmedien, Podcasts etc.
Die Maßnahmen zur Erreichung der Projektziele werden auf drei Handlungsebenen verortet:
1. Mikroebene: Stärkung von BNE in Programmbereichen und Organisationsstrukturen
Ziel:
Erschließung von pädagogischen/didaktischen BNE-Ressourcen und -Konzepten für die Erwachsenenbildung
Etablierung von innovativen Bildungsformaten
Eröffnung von Perspektiven für eine nachhaltige Organisationsentwicklung
Maßnahmen:
Sichtung und Analyse von Bildungsmaterialien und Ressourcen
Erprobung des Formats „Bürger*innenwerkstätten“ an 4 Volkshochschulen
Durchführung einer halbjährigen Strategiewerkstatt
Anvisierte Ergebnisse:
Entwicklung eines Analysetools für die Bewertung von BNE-Lernangeboten
Bereitstellung einer BNE-Materialübersicht für alle vhs-Fachbereiche
Berichterstattung zu „Bürger*innenwerkstätten“ und Ableitung guter Praxis
Fortbildung von vhs-Leitungen mit Blick auf nachhaltige Organisationsentwicklung
Für die Stärkung der praktischen Bildungsarbeit von Volkshochschulen werden Empfehlungen für den Einsatz didaktischer, methodischer und personeller BNE-Ressourcen erarbeitet und innovative Bildungsformate entwickelt:
Für die Auswahl passgenauer Materialien für Kurse und Veranstaltung müssen aus der Vielzahl frei zugänglicher BNE-Materialien jene identifiziert werden, die sich für den Einsatz in den unterschiedlichen Programmbereichen der Volkshochschulen eignen. Für einige Bildungsbereiche (z. B. die Schulbildung) existieren bereits zahlreiche didaktische Zugänge und Bildungsformate. Für die Erwachsenen- und Weiterbildung gestaltet sich die Suche nach zielgruppengeeignetem Bildungsmaterial dagegen häufig schwerer. Daher werden in Zusammenarbeit mit der Stiftung Umwelt und Entwicklung bestehende Konzepte für die Erwachsenenbildung evaluiert und niedrigschwellige Anwendungsempfehlungen für die Themenbereiche der Volkshochschulen formuliert. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf den Zielgruppen, für die BNE häufig nur eingeschränkt zugänglich ist (z.B. Teilnehmende im Zweiten Bildungsweg sowie in Integrations- und Alphabetisierungskursen). Zu Ende der Laufzeit werden eine Materialübersicht sowie ein BNE-Analysetool für alle Fachbereiche der Volkshochschularbeit zur Verfügung stehen. Durch die Entwicklung dieser Arbeitshilfen soll sowohl die Arbeit der Programmplanenden als auch der Kursleitenden unterstützt und so möglichst viele Volkshochschulen darin bestärkt werden, ihr BNE-Angebot auszuweiten. Zudem soll den programmverantwortlichen Mitarbeitenden der Volkshochschulen Möglichkeiten zum Einsatz externer Referent*innen aus dem Umfeld spezialisierter Organisationen aufgezeigt werden. Bei einem abschließenden Fachtag erhalten Mitarbeitende von Nachhaltigkeitsorganisationen eine Möglichkeit, den Volkshochschulen ihre Ressourcen zu präsentieren und gemeinsam über deren Einsatz nachzudenken.
Zudem werden im Rahmen des Projektes neue Bildungsformate erprobt, die die klassischen Kurs- und Veranstaltungsprofile der Volkshochschulen ergänzen sollen: Unter dem Titel Bürger*innenwerkstätten werden partizipative Veranstaltungen durchgeführt, die zur Sichtbarkeit der SDGs in der Kommune beitragen und Praxisansätze der Nachhaltigen Entwicklung erproben. In diesem Rahmen werden lokale Akteure (z.B. Bürger*innen, zivilgesellschaftliche Initiativen, kommunalpolitische Vertreter*innen etc.) in Austausch treten und eine Möglichkeit erhalten, passgenaue Ideen und Maßnahmen zu entwickeln. Die Teilnehmer*innen sollen selbst bestimmen, welchen Themen sie sich widmen und in welcher Art und Weise sie sich organisieren. Der BNE-Ansatz „vom Denken ins Handeln“ wird dabei auf demokratische Weise gelebt: In dem Diskussions- und Begegnungsformat sollen neue Bürgerinitiativen oder ehrenamtliche Arbeitsgruppen entstehen. Die Volkshochschulen agieren hier als Gastgeberinnen und Moderatorinnen lokaler Nachhaltigkeitsdiskurse und ermöglichen den Teilnehmenden das Lernen von- und miteinander.
Auch der institutionelle Wandel der Volkshochschulen ist Gegenstand des Projekts: Die nachhaltige Organisationsentwicklung ist ein Kernthema der Strategiewerkstatt Nachhaltige Entwicklung, die von Expert*innen der LAG 21 NRW begleitet wird und an der 15 vhs-Leitungen teilnehmen. Im Rahmen des halbjährigen Arbeitsprozesses werden individuelle Fragestellungen bearbeitet und im Ergebnis ein Positionspapier erstellt, dass u.a. für die nachhaltige Ausrichtung der eigenen Institution und die Ableitung von Nachhaltigkeits-Leitbildern genutzt werden soll. Dem Whole Institution Approach kommt bei dabei eine zentrale Rolle zu. Der vhs-Landesverband plant, die Volkshochschulen im Rahmen eines Anschlussprojekts bei der praktischen Umsetzung zu begleiten.
2. Mesoebene: Förderung lokaler Vernetzungen und Kooperation
Ziel:
Stärkung der vhs innerhalb kommunaler Nachhaltigkeitsstrukturen und -prozesse
Ausbau der Kooperationen zwischen Volkshochschulen und BNE-Regionalzentren
Maßnahmen:
Entwicklung eines Positionspapiers zur Verdeutlichung des Potentials der vhs für kommunale Nachhaltigkeitsprozesse
Durchführung von Vernetzungstreffen in allen Regierungsbezirken gemeinsam mit BNE-Regionalzentren und Volkshochschulen
Anvisierte Ergebnisse:
Etablierung neuer Kooperationen zwischen vhs und BNE- Regionalzentren und Förderung lokaler Synergien
Stärkere Selbstpositionierung und Berücksichtigung der vhs in kommunalen Nachhaltigkeitsnetzwerken und -prozessen (z. B. bei der Entwicklung und Umsetzung kommunaler Nachhaltigkeitsstrategien)
Im Umfeld der Volkshochschulen wirken zahlreiche Akteure und Netzwerke auf eine nachhaltige Entwicklung hin. Die stärkere Präsenz der Volkshochschule in den entsprechenden Strukturen und Prozessen soll durch unterschiedliche Schritte erreicht werden:
Neben der Beschäftigung mit organisationsinternen Fragestellungen werden in der Strategiewerkstatt Nachhaltige Entwicklung Perspektiven auf die Beteiligung der Volkshochschulen an kommunalen Nachhaltigkeitsprozessen entwickelt. Dafür werden die Vertreter*innen der beteiligten Volkshochschulen durch einen passgenauen Zuschnitt des Lehrgangs „Kommunales Nachhaltigkeitsmanagement NRW (NaMa NRW)“ qualifiziert. Zudem werden im Laufe des halbjährigen Arbeitsprozesses die Ergebnisse zahlreicher Analysen und Diskussionen zusammengetragen und in ein Positionspapier übernommen. Dieses Ergebnis soll für Volkshochschulleitende sowie politische und zivilgesellschaftliche Akteure ein Bild davon zeichnen, über welche Potentiale die Volkshochschule für eine Gestaltung kommunaler Nachhaltigkeitsprozesse verfügen: Einerseits sind kommunal verankert und stehen in enger Verbindung zu anderen Ämtern, Dezernaten und politischen Strukturen. Andererseits sind sie lösungsorientierte und progressive Akteurinnen, die nahe an Bürger*innen und Netzwerkpartner*innen agieren. Das Positionspapier finden Sie hier.
Daneben wird die Rolle der Volkshochschule als kommunales BNE-Zentrum in lokalen BNE-Netzwerken gestärkt: In Kooperation mit der BNE-Agentur NRW wird eine stärkere Verknüpfung der Volkshochschulen mit dem BNE-Landesnetzwerk angestrebt. Dafür werden BNE-Vernetzungstreffen in allen fünf Regierungsbezirken organisiert, bei denen sich die Volkshochschulen mit den vor Ort ansässigen BNE-Regionalzentren austauschen und über die Zusammenarbeit beraten. Das erklärte Ziel dieser Treffen ist es, zukunftsfähige Vernetzungsstrukturen zu begründen (z.B. lokale Arbeitsgruppen und runde Tische), gemeinsame Bildungsformate auszuloten und Möglichkeiten für die gemeinsame Nutzung bestehender Ressourcen zu identifizieren. Dafür finden methodisch gestützte Diskussionen statt und ein Austausch über bereits bestehende Kooperationen.
3. Makroebene: Landesweite Etablierung der Volkshochschule als zentraler Nachhaltigkeitsakteur
Ziel:
Stärkere Sichtbarmachung und Etablierung der Volkshochschulen in den BNE-Strukturen des Landes NRW
Maßnahmen:
Durchführung gemeinsamer Aktivitäten mit zentralen BNE-Akteuren des Landes NRW (z.B. Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen, BNE-Agentur NRW, LAG 21 NRW, RennWest)
BNE-Agentur NRW: z.B. wechselseitige Repräsentation bei Netzwerk- und Infotreffen, gemeinschaftliche Aufbereitung und Veröffentlichung von Projektergebnissen
Anvisierte Ergebnisse:
Evaluation der Projektergebnisse und kollaborative Entwicklung von Zukunftsperspektiven zum Projektthema
Neben den Maßnahmen, die sich unmittelbar an die Volkshochschulen richten, führt der Landesverband im Rahmen des Projektes auch Aktivitäten durch, die Volkshochschulen von NRW landesweit als kommunale Werkstätten für nachhaltige Entwicklung präsentieren und dazu beitragen, dieses Bild zunehmend im allgemeinen Bewusstsein zu verankern.
Die Kooperation mit starken Landesorganisationen im Rahmen des Projekts dient nicht nur der Umsetzung zahlreicher Maßnahmen, sondern ermöglicht dem Landesverband auch einen Austausch mit erfahrenen Akteuren sowie die kollaborative Weiterentwicklung seiner BNE- und Nachhaltigkeitsaktivitäten. In diesen Zusammenhang stellt die Zukunftswerkstatt Nachhaltige vhs eine zentrale Maßnahme dar: Gemeinsam mit den im Projekt beteiligten und weiteren Organisationen werden zum Ende des Projektes die Ergebnisse gesichtet und gemeinsam evaluiert. Dabei sollen u.a. auch nächste Schritte beraten werden, mit denen die Volkshochschulen und ihr Landesverband zunehmend in die BNE-Strukturen in NRW integriert werden.
Daneben präsentiert der Landesverband seine Aktivitäten fortlaufend in diversen Zusammenhängen (z.B. im BNE-Landesnetzwerk und beim BNE-Festival NRW) und bringt sich in unterschiedliche Landesgremien ein (z.B. im Fachforum Nachhaltigkeit NRW und in der Konsultationsgruppe zum BNE-Festival).