Pressemitteilung vom 18.11.2025
Köln / Düsseldorf. Seit 20 Jahren können Zugewanderte im Integrationskurs die deutsche Sprache lernen und einen Überblick über Regeln des Zusammenlebens in Deutschland erhalten. Seit Beginn findet der größte Anteil an Integrationskursen jährlich an Volkshochschulen statt. Der Landesverband der Volkshochschulen von NRW nimmt dies zum Anlass, um gemeinsam mit der Kölner Volkshochschule eine zweitägige Integrationskonferenz auszurichten. Sie wird unterstützt von den kommunalen Spitzenverbänden in NRW. Rund 300 Gäste aus Politik und Gesellschaft, Verwaltung und Wissenschaft werden am ersten Konferenztag erwartet. Es geht darum, die Erfolgsgeschichte des Integrationskurses zu würdigen und gleichzeitig auf finanzielle und administrative Missstände aufmerksam zu machen.
„Der Bund hat den Integrationskurs als zentrales Bildungsangebot geschaffen, damit Zugewanderte in Deutschland gut Fuß fassen und sich neue Lebensperspektiven erschließen können“, sagt Celia Sokolowsky, Vorstandsvorsitzende des vhs-Landesverbands. „Doch gleichzeitig drosselt der Bund seinen Integrationsmotor, indem er zu wenig Geld bereitstellt, zu viel Bürokratie fordert und immer weniger Spielraum zulässt, um auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden einzugehen.“
Erneut sind die Volkshochschulen und andere Kursträger in diesem Jahr mit Unsicherheiten in der Kursfinanzierung konfrontiert. Nachdem das zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) im September zunächst angekündigt hatte, die Kursabrechnung teilweise auf das nächste Jahr schieben zu müssen, hat der Bund nun vergangene Woche eine Aufstockung der Haushaltsmittel beschlossen. Die Mittel für 2026 bleiben weiterhin knapp kalkuliert. Volkshochschulen beklagen zudem die strukturelle Unterfinanzierung der Integrationskurse: Pro Unterrichtsstunde und Teilnehmer*in erstattet das BAMF den Kursträgern 4,58 Euro. Zum 1. November hat das BAMF diesen Betrag ab dem 17. Teilnehmenden auf 2,40 Euro verringert. Eine vollständige Kostenerstattung müsste hingegen 6,64 Euro betragen. Als Träger der Volkshochschulen müssen in NRW die Städte, Gemeinden und Landkreise für den Fehlbetrag aufkommen. Zudem hat das BAMF die Wiederholungsstunden im regulären Integrationskurs gestrichen. Für die Teilnehmenden ist es dadurch schwieriger geworden, das geforderte Sprachniveau für den beruflichen Einstieg zu erreichen. Auch der Bedarf an Berufssprachkursen ist mit den vorgesehenen Haushaltsmitteln nicht gedeckt. Ihre Kritikpunkte und Forderungen haben Kommunen und Volkshochschulen in NRW in einer gemeinsamen Erklärung zur Integrationskonferenz zusammengefasst.
„Deutschland, besonders Nordrhein-Westfalen, ist seit langem ein Einwanderungsland. NRW bietet mit seiner landesgeförderten Integrationsinfrastruktur eine bundesweit einzigartige Unterstützung. Gelingende Integration und Teilhabe sind aber gemeinschaftliche Aufgaben. Für eine Steuerung und resiliente Aufstellung von Integrationsprozessen sind eine verlässliche Finanzierung und flexible Gestaltung von Integrations- und Sprachkursen durch den Bund unerlässlich. Denn Sprache ist der Schlüssel zur erfolgreichen Integration, vor allem auf dem Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft. Dabei sind die Integrationskurse ein ganz zentrales Instrument. Auch im Rahmen der Integrationsministerkonferenz (IntMK) bringt Nordrhein-Westfalen regelmäßig Beschlussvorschläge ein, die neben der finanziellen Auskömmlichkeit auch eine bedarfsgerechte Ausgestaltung der Kurse sowie eine Verbesserung der Verzahnung der Sprachförderformate im Gesamtprogramm Sprache fordern“, sagt Josefine Paul, Integrationsministerin des Landes NRW, bei der Eröffnung der Integrationskonferenz in Köln. Nordrhein-Westfalen ist aktuell Vorsitzland der Integrationsministerkonferenz der Länder.
„Wie gestalten wir eine Zukunft, in der Teilhabe und Integration wirklich gelingen?“ Um diese Frage dreht sich die Diskussion am Nachmittag. Auf dem Podium werden neben BAMF-Präsident Dr. Hans-Eckhard Sommer auch das zuständige Landesministerium, die Arbeitsagentur, sowie Kommunen und Volkshochschulen in NRW vertreten sein.
Neben wissenschaftlichen Vorträgen, die „20 Jahre Integrationskurs“ gesellschafts- und sprachwissenschaftlich beleuchten, werden auch die Stimmen von Zugewanderten der Diskussion Impulse geben. Teilnehmende von Integrationskursen an der Kölner VHS und an der vhs Volmetal verdeutlichen in Video-Interviews die Bedeutung eines guten Integrationsmanagements, damit es Menschen gelingt, Hindernisse zu überwinden und persönliche Potenziale zu entfalten.
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Landesverband der Volkshochschulen von NRW
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